Ernst Tol­ler

Ernst Tol­ler
* 1.12.1893 Samot­schin, Posen † 22.5.1939 New York City

Ernst-Tol­ler-Platz (seit 1996) in Schwabing

Ernst Tol­ler war Sohn eines ange­se­he­nen jüdi­schen Getrei­de­groß­händ­lers. Er kam 1906 auf das König­li­che Real­gym­na­si­um in Brom­berg, wo er zum Mili­ta­ris­mus erzo­gen wur­de. Nach dem Abitur stu­diert er 1914 in Gre­no­ble und trat am 9.8.1914 als Kriegs­frei­wil­li­ger dem 1. Kgl. Bay. Fuß-Artil­le­rie-Regi­ment in Mün­chen bei. Er kämpf­te bei Ver­dun, wur­de für sei­ne Tap­fer­keit aus­ge­zeich­net und zum Unter­of­fi­zier beför­dert. Hier ent­stan­den sei­ne ers­ten Gedich­te gegen den Krieg. 1916 erlitt er einen Zusam­men­bruch und war nicht mehr kriegs­ver­wen­dungs­fä­hig. Tol­ler stu­dier­te dann in Mün­chen Jura, Phi­lo­so­phie und Lite­ra­tur­wis­sen­schaft. Er begeg­ne­te Artur Kut­scher, Tho­mas Mann, Rai­ner Maria Ril­ke, Eugen Diede­richs und Max Weber.

Ende 1917 traf er sich mit Pazi­fis­ten wie Kurt Eis­ner, Felix Fechen­bach, Oskar Maria Graf und Erich Müh­sam. Er trat der Unab­hän­gi­gen Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Par­tei (USPD) bei. Im Janu­ar 1918 wur­de er wegen Betei­li­gung am Muni­ti­ons­ar­bei­ter­streik inhaf­tiert und in die Psych­ia­trie ein­ge­wie­sen. Er enga­gier­te sich in der Revo­lu­ti­on und über­nahm nach der Ermor­dung von Minis­ter­prä­si­dent Kurt Eis­ner am 21.2.1919 des­sen Nach­fol­ge im Par­tei­vor­sitz der baye­ri­schen USPD. Mit Gus­tav Land­au­er und Erich Müh­sam hat­te er eine füh­ren­de Rol­le bei der am 7.4. aus­ge­ru­fe­nen ers­ten Räte­re­pu­blik. In der am 13.4. aus­ge­lös­ten zwei­ten (kom­mu­nis­ti­schen) Räte­re­pu­blik wur­de er stell­ver­tre­ten­der Stadt­kom­man­dant. Vor dem Ein­marsch von Frei­korps- und Reichs­wehr­trup­pen tauch­te Tol­ler unter und wur­de am 4.6. in Schwa­bing verhaftet.

Da der bekann­te Sozio­lo­ge Max Weber ihm als Zeu­ge die „abso­lu­te Lau­ter­keit“ eines radi­ka­len Gesin­nungs­ethi­kers beschei­nig­te, wur­de er zu „nur“ fünf Jah­ren Fes­tungs­haft ver­ur­teilt. In der bis zum 15.7.1924 dau­ern­den Haft schrieb Tol­ler expres­sio­nis­ti­sche Gedich­te und Dra­men (Mas­se Mensch, Die Maschi­nen­stür­mer, Hin­ke­mann) die ihn bekannt mach­ten. Mit sei­ner Geschichts – revue Hopp­la, wir leben! fei­er­te er 1927 einen gro­ßen Erfolg.

1932 ging Tol­ler ins Exil nach Ams­ter­dam und Zürich. Nach Aus­bür­ge­rung und Bücher­ver­bren­nung zog er über Paris und Lon­don nach Kali­for­ni­en. Der Spa­ni­sche Bür­ger­krieg und die Taten­lo­sig­keit demo­kra­ti­scher Kräf­te gegen die Bru­ta­li­tät von Faschis­ten mach­ten Tol­ler depres­siv und er erhäng­te sich 1939.

Foto: Ernst Tol­ler wäh­rend sei­ner Haft im Fes­tungs­ge­fäng­nis Nie­der­schö­nen­feld (frü­he 1920er Jah­re), von Natio­nal Libra­ry of Isra­el, Schwa­dron collection

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